Der Herbst-Pentathlon

Während der letzten Wochen durfte ich Zeugin DES lokalen jährlichen Großevents werden: Oktoberfest.
Äh sorry, Oktoberfest sagen ja nur die, die sich nicht auskennen – ich meine natürlich die Wiesn (und hoffentlich habe ich es richtig geschrieben). 

Zwei Wochen, tausende von Menschen, Ströme von Bier… Das ist also das Bild, das andere von Deutschland und den Deutschen haben. Wirklich schade, schließlich haben wir deutlich mehr zu bieten als Lederhosen (oder schreibt man das dann Lederhosn?) und Edelstoff (wie es hier so schön heißt). 

Wie auch immer, dieses Jahr kam ich gleich zweimal im Rahmen von Mitarbeiterevents – einmal meines Hauptarbeitgebers und dann des Studios – in den Genuss dieses Spektakels. Dabei fiel mir auf, dass dieses Klischee des Besäufnisses in Lederhosen eigentlich unfair ist. Besser gesagt: sehr unvollständig. Ja, in den Bierzelten geht es wohl so zu – ein Großteil der Betroffenen sind übrigens Besucher aus der ganzen restlichen Welt – doch die Wahrheit ist: Hier geht es um viel mehr. 

Lasst es uns als einen lokalen Herbst-Pentathlon bezeichnen. 

Der moderne, olympische Fünfkampf umfasst Schwimmen (im Winter Skilanglauf), Degenfechten, Springreiten (bzw. Geländeritt im Schnee), Laufen (oder Abfahrtslauf) und Pistolenschießen. 

Beim Oktoberfest – arghh, ich meine der Wiesn! – dreht sich alles um die folgenden fünf Disziplinen: 

  1. Ringen (oder Ringn?)
    Die Athleten kämpfen in überfüllten (S-)Bahnen um jeden Zentimeter Platz oder erobern sich am Samstag Abend im Bierzelt einen Sitzplatz. Manchmal wird bei der Verteidigung desselben aus dem Ring- ein Boxkampf, je nachdem, wie ehrgeizig die Sportler nach dem Sieg streben. Diese Sportart findet häufig auch beim Aufsuchen der Toiletten Anwendung.
  2. Kraftprobe für Hals- und Kiefermuskulatur
    Der Kampf gegen das Wiederauftauchen des Mageninhalts bei oder nach rasanten Achterbahnfahrten oder nach einem übermäßigen Bierkonsum bzw. im zweiten Schritt das Erschaffen einer für den Mageninhalt unüberwindbaren Barriere durch das feste Zusammenpressen der Zähne fordert nicht nur körperliche, sondern auch mentale Kraft. Viele Sportler scheitern an dieser Disziplin.
  3. Kraftprobe für Schultern und Arme
    Kleine, frische Getränke gibt es auf der Wiesn nicht. Nein, hier liebt man es groß, größer, am größten! Eine volle Maß Bier wiegt ca. 2,3 kg. Und davon werden meist viele gestemmt. Zusätzlich absolvieren die Athleten in dieser Runde diverse Fahrten mit möglichst beängstigenden und gefährlichen Achterbahnen, während derer man sich in Todesangst an Sitze, Ketten oder andere Arten der Sicherung klammert (und sich gleichzeitig auch in der Disziplin Nr. 2 üben kann). 
  4. Beckenbodentraining
    Definitiv nicht zu unterschätzen: Je nachdem, wie versiert die Sportler in der Disziplin des Ringens (oder Boxens) sind, kann die Kraft ihres Beckenbodens auf eine harte Probe gestellt werden. 
  5. Fortbewegung (häufig auf allen Vieren) mit Fokus auf Stabilität und Balance
    Erscheint auf den ersten Blick banal und leicht zu meistern, findet aber immer erst ganz am Ende, also NACH dem Besuch des Bierzeltes oder der Fahrt mit einer Achterbahn – bei der sich alles möglichst schnell dreht, gerne auch ein paar Mal über Kopf – statt.

Fazit: Meist FIBERT es sich, genauer hinzusehen – und wenn es nur zum eigenen inneren Vergnügen ist. 
😀

Beitragsbild und weitere Infos zum Event: www.muenchen.de/veranstaltungen/oktoberfest

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