Selbstversuch einer zweitägigen Entschlackungskur

Vor einiger Zeit erzählte mir eine Arbeitskollegin, dass sie eine Entschlackungskur von “Forever”, auf Basis von Aloe Vera, mache. Sie hoffte, ein paar Kilos zu verlieren und nebenbei vom positiven Effekt der Entgiftung zu profitieren. Also praktisch ein Reset: den Körper auf Null zurückfahren und anschließend über eine Ernährungsumstellung dauerhaft das neue Gewicht halten und einfach gesünder leben.

Ungefähr zu derselben Zeit reiste eine Freundin von mir nach Sylt, um dort eine einwöchige Fastenkur zu machen. Auch mein Bruder und seine Frau ernähren sich jedes Jahr eine Woche lang grob gesagt nur von Brühe und ggf. ein paar Kartoffeln und sagen jedesmal, dass man sich danach wie neugeboren fühle und als positiven Nebeneffekt auch gleich ein paar Kilos abnehme.

Entschlackung, Entgiftung, Detox-Kur, Fasten – wie man es auch immer nennt, es ist auf jeden Fall “in”.

Was ich interessant finde: All diese Menschen aus meinem näheren Umfeld sind gesund und nicht unsportlich, keine Bewegungsmuffel, wollten allerdings alle gerne 2-3 Kilo abnehmen.

“Eine Entschlackung”, wie man so schön nachlesen kann, “hilft dem Körper beim Entgiften.” Aber vergessen wir hier nicht, dass der Körper das ganz prima selber kann? Hierfür haben wir unter anderem eine Leber und zwei Nieren. Andererseits: Als dieses Wunderwerk der Natur – der menschliche Körper – entstanden ist, gab es noch kein Fastfood, noch keinen Kaffee, noch keine Zigaretten, keinen Alkohol, keinerlei Art von industriell hergestellten Süßigkeiten, keinen Smog… – die Liste ist lang.

Unser Körper kann unglaublich viel wegstecken und ausgleichen, aber ich will schon einsehen, dass für Menschen, die einen eher ungesunden Lebensstil pflegen – also beispielsweise gerne und häufig Fastfood oder Fertiggerichte zu sich nehmen und sich vielleicht auch nicht allzu viel bewegen – eine Unterstützung in Form einer Detox-Kur durchaus sinnvoll ist. Vor allem, und hier liegt meiner Meinung nach der eigentliche Benefit, wenn dies mit der Umstellung von Ernährung und Lebensstil einhergeht, wenn man sich also anschließend insgesamt zumindest etwas gesünder ernährt und vielleicht auch ein bisschen mehr bewegt – dann darf man zwischendrin auch problemlos und mit großer Freude mal “sündigen”.

Aber wie sieht es bei gesunden, sportlichen Menschen aus? Braucht ein gesunder Körper Unterstützung beim Entgiften? Ich denke, die Antwort müsste klar sein: nein.

Aber großen Schaden würde es wohl auch nicht anrichten, oder? Und nachdem man sich danach offenbar mental wie körperlich absolut großartig fühlt, war ich schon ziemlich neugierig geworden.

Ich wollte es jetzt genau wissen und habe, zusammen mit einem Freund, letztes Wochenende einen Selbstversuch durchgeführt.

Da mich ausschließlich der Entgiftungs- und der mentale Effekt interessierten und ich auf keinen Fall abnehmen möchte, kam eine lange Fastenkur für mich nicht in Frage. Deswegen fiel unsere Wahl auf eine reduzierte Variante des “Forever”-Programms meiner Arbeitskollegin. Dieses Entschlackungs- und Abnehmprogramm läuft normalerweise über neun Tage, wobei die eigentliche Entgiftung an den ersten beiden Tagen stattfindet und die anschließenden Tage dem Abnehmen und der Ernährungsumstellung dienen.

Das Internet bestätigt mir: Man kann in zwei Tagen effizient entschlacken.

Bei “Forever” – und das ist einer der Gründe, warum ich mich dafür entschied – bekommt der Körper laut Broschüre über bestimmte Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln alles, was er braucht – es entsteht also kein Mangel durch das Fasten. Ein weiterer Grundbaustein dieses Programms ist das Aloe Vera Gel, von dem man jeden Tag eine ausreichende Menge trinken muss, um auf natürlich Art zu entschlacken und den Körper gleichzeitig mit wichtigen Vital- und Nährstoffen zu versorgen. Ganz nebenbei: Ich mag das Zeug! Das Gel schmeckt für mich ganz leicht bitter, interessanterweise morgens weniger als abends. Angeblich ist der Geschmack intensiver, je “vergifteter” ein Körper ist.

Letztes Wochenende war es also soweit: Zwei sportfreie Tage – wir wollten lediglich am Samstag eventuell eine Runde skaten gehen – sollten ja bestens für diesen Test geeignet sein. Also schlugen wir uns am Donnerstag Abend nach Bodyattack nochmal so richtig die Bäuche voll und starteten sehr neugierig in den Freitag. Folgender Ablauf war für beide Tage vorgesehen:

  • Frühstück: zwei Chromkapseln, eine Vitaminkapsel, Aloe Vera Gel
  • Vormittagssnack: Ballaststoffe (in Form eines Pulvers in Wasser aufgelöst)
  • Mittags: zwei Chromkapseln, eine Vitaminkapsel, Aloe Vera Gel, ein Proteinshake
  • Abends: zwei Chromkapseln, Aloe Vera Gel
  • Außerdem darf man zwei Gemüsesnacks (z.B. eine Paprika oder Tomate) und einen Obstsnack (z.B. einen Apfel) zu sich nehmen und muss unbedingt auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten.

Aber ich will euch gar nicht lang auf die Folter spannen…

Das Ergebnis: desaströs! Als ich mittags (nach den diversen Kapseln, einem Apfel und regelwidrigen zwei Shakes) fast umgekippt wäre, beschloss ich, das Ganze abzubrechen. Von den zitternden Beinen, der Übelkeit, dem Schwindel und den Kreislaufproblemen will ich gar nicht weiter schreiben… Mein Kumpel hielt noch bis zum Abendessen durch, dann erging es ihm ebenso (offenbar hatte er etwas größere Energiereserven als ich).

Mein Fazit: Menschen, die intensiv Sport treiben, folglich einen hohen Kalorien-Tagesumsatz sowie wenig bis keine Fettreserven haben (also nicht abnehmen möchten/sollten) und die einen gesunden Lebensstil pflegen, rate ich ganz klar von jeglicher Art des Fastens ab. Ich bin davon überzeugt, dass unser Körper sich sehr gut selbst ENTFIBEEEERN kann.

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