Insomnia per organum – wer hält mich nachts vom Schlafen ab?

Neulich erzählte mir ein Bekannter, dass er seit Monaten jede Nacht zwischen 04:00 und 04:30 Uhr aufwacht und meistens danach auch nicht mehr einschlafen kann. Nun kann dies neben dem Umfeld (zu hell, zu warm, zu laut) natürlich psychische Gründe haben – Stress, Sorgen, Gedanken, die man nicht abstellen kann, usw.

Darüber hinaus können solche Schlafstörungen aber auch physische Auslöser haben.

Jeder weiß natürlich, wie wichtig Schlaf für die Regeneration ist. Vor allem Sportler sollten sich dessen immer bewusst sein: Zu wenig Schlaf kann einen Fortschritts-Stop (ein sogenanntes “Leistungsplateau”) oder sogar einen Leistungseinbruch zur Folge haben. So erfolgt der Muskelaufbau nicht während des Sports, sondern danach. Besonders der Tiefschlaf ist hierfür wichtig, da in dieser Phase der Körper “repariert” wird, unter anderem die nach dem Training kaputten Muskelfasern.

Doch wie sieht es eigentlich mit unseren inneren Organen aus? Gehirn, Magen, Leber, Nieren – sie alle folgen einem bestimmten Rhythmus und müssen neben aktiven Phasen ebenso regenerieren wie unsere Muskeln. Aktuelle Studien scheinen zu belegen, was die Traditionelle Chinesische Medizin schon seit Jahrtausenden lehrt: Jedes Organ hat ein Zeitfenster, in dem es besonders stark arbeitet und in dem Beschwerden oder Probleme besonders stark wahrgenommen werden.  

Gallenblase, Leber und Lunge sind nachts besonders aktiv:  
Von ca. 23:00 bis 01:00 Uhr ist die Zeit der Gallenblase. In dieser Phase wird unser Körper auf Nachtruhe eingestellt, alle Vitalfunktionen werden heruntergefahren. Die Aufnahme (schwerer) Mahlzeiten und der Konsum von Alkohol sollten nun vermieden werden.
Im Anschluss, zwischen 01:30 und 03:00 Uhr nachts, ist die Leber besonders aktiv. Das erklärt, warum wir nach abendlichem Alkoholkonsum in der Nacht häufig in diesem Zeitraum aufwachen: je mehr Alkohol, desto mehr Arbeit für die Leber und desto stärker der negative Effekt in Form von Schlafstörungen oder sogar Schlaflosigkeit.
Danach ist die Lunge dran, die sich ungefähr zwischen 03:00 und 05:00 Uhr reinigt. Gerade in dieser Phase ist es wichtig, mit offenem Fenster zu schlafen, damit sie für diesen Prozess viel frische Luft bekommt. (Wer nicht mit offenem Fenster schlafen möchte, sollte vor dem Schlafengehen zumindest kräftig durchlüften.)

Auch wenn die genauen Uhrzeiten der Organ-Aktivitäten sicherlich individuell sind, wird sich mein Verdacht, dass die Schlafstörungen meines Bekannten auf die Leberaktivität zurückzuführen sind, wohl eher nicht bestätigen, da der Zeitraum nicht passt. Trotzdem habe ich ihm empfohlen, mal für eine Zeitlang auf sein Ritual des “Gute-Nacht-Bieres” zu verzichten, um zu sehen, ob dies vielleicht doch einen negativen Einfluss haben könnte. Obwohl es nur ein einziges Light-Bier ist – eine empfindliche Leber könnte dennoch bereits darunter leiden.

Mein Bekannter und ich waren uns jedenfalls völlig FIBER, dass es einen Versuch allemal wert ist. 😉

P.S. Bei Schlafstörungen aufgrund von Stress oder Sorgen ist statt des Feierabendbieres jede Art von Meditation zu empfehlen – das kann autogenes Training, progressive Muskelentspannung oder eine ganz eigene, individuelle Methode sein. Ich für meinen Teil entspanne besonders gut, wenn ich einfach nur meine Lieblingsmusik über den Kopfhörer höre, so dass die Umwelt mal komplett ausgeschlossen wird, ich dann ganz alleine in meinem Kopf bin und meine Gedanken bewusst in eine positive Richtung lenken kann – beispielsweise, um eine Session mentales Training einzulegen. 🙂

Bild und weitere Infos zum TCM-Organzyklus: https://www.carstens-stiftung.de/artikel/die-chinesische-organuhr.html

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